Fass mich nicht an!

Artenschutz 24. Mai 2019

Fass mich nicht an!

Der Naturschutz- Tierpark Görlitz-Zgorzelec bittet Tierfreunde vermeintlich verlassene Jungtiere nicht einzusammeln.

Es ist Frühsommer und das Telefon der Wildtierauffangstation im Görlitzer Tierpark steht  mal wieder nicht still. So wie jedes Jahr! Im Dauertakt kommen Anfragen besorgter Tierfreunde zu vermeintlich hilfsbedürftigen Rehkitzen,  Waschbären, Füchsen, Vögeln und Co. Über Anrufe freuen sich die Mitarbeiter, kann auf diese Weise doch aufklärt werden. Die Freude über kerngesunde Jungtiere, die aus  Unwissenheit mitgenommen und in die Wildtierauffangstation gebracht  werden, hält sich hingegen in Grenzen. Auch wenn ein Eingreifen des Menschen aus ethischer Sicht zwar verständlich ist,  ist es meist nicht zum Besten des Tieres!  Die  besten Betreuer für junge Wildtiere sind immer noch die eigenen Eltern.

Aber wie erkennt Tierfreund, ob ein Jungtier tatsächlich in Not ist?Das ist in den allermeisten Fällen nämlich nicht der Fall. Elterntiere halten sich nicht rund um die Uhr bei ihren Jungen auf. Meist befinden sie sich jedoch in der näheren Umgebung. Nähert sich ein Mensch, wagen sie sich nicht zu ihrem Nachwuchs. Deshalb gilt für den Menschen in solchen Situationen: schnellstmöglich weg vom Fundort! Fühlen sich die Eltern ungestört, kehren sie nach kurzer Zeit zurück.
Wer sichergehen möchte, dass es dem Jungtier tatsächlich gut geht, kann nach 24 Stunden  nachschauen, ob es sich noch immer an derselben Stelle befindet.

Fuchs- und Waschbärwelpen unternehmen übrigens schon relativ früh Ausflüge. Auch wenn sie sehr unbeholfen wirken, sie sind nicht verlassen, die Mutter sammelt sie wieder ein!
Im Wald, auf der Wiese oder dem Feld liegt bewegungslos ein Rehkitz ? Dann gilt auch hier: schnellstmöglich den Ort verlassen! Die Ricke wird zu ihrem Kitz zurückkommen, sobald der Mensch weg ist. Rehkitze sind sogenannte Ablieger, die bei Gefahr nicht weglaufen, sondern sich ducken und bewegungslos verharren bis die Gefahr vorüber ist. Fieptöne sind kein Anzeichen für eine aktuelle Qual des Tieres, sondern der Hilferuf an das Muttertier, da sich das Kitz durch die Anwesenheit von Menschen bedroht fühlt.

Im Wald, Parks oder im Garten sitzen sie und fliegen nicht weg: junge Vögel die schon ihr Nest verlassen, bevor sie richtig fliegen können. Das ist ganz normal! Die Elternvögel füttern die auf dem Boden herumhüpfenden und bettelnden Jungen weiter. Wer hier helfen möchte, sollte Hunde und vor allem Katzen von den Jungvögeln fernhalten.

Für diejenigen, die sich zu diesem Thema weiter informieren möchten, hat das sächsische Staatsministerium ein umfassendes Faltblatt entwickelt ( https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/11129 ). Ansonsten gilt: vor dem Einsammeln vermeintlich hilfsbedürftiger Jungtiere, bitte zunächst die Wildtierauffangstation des Tierparks unter 0160-90954800  anrufen.

Ansprechpartner:
Catrin Hammer
Kuratorin
03581-6693013,
c.hammer@tierpark-goerlitz.de
0172-2377706

Foto: zoo-goerlitz.de, Catrin Hammer