Wir brauchen keine Hilfe!

Artenschutz 05. April 2022

Wir brauchen keine Hilfe!

Der Naturschutz-Tierpark Görlitz-Zgorzelec bittet Tierfreunde vermeintlich verlassene Jungtiere nicht einzusammeln

Es ist wieder so weit: Frühlingszeit = Jungtierzeit. Derzeit gehen wieder vermehrt Anfragen zu vermeintlich hilfsbedürftigen Hasen, Waschbären, Füchsen, Vögeln und Co bei der Wildtierauffangstation des Görlitzer Tierparks ein.

Über Anrufe freuen sich die Mitarbeiter, kann auf diese Weise doch aufklärt werden. Die Freude über kerngesunde Jungtiere, die aus Unwissenheit mitgenommen und in die Wildtierauffangstation gebracht werden, hält sich hingegen in Grenzen. Auch wenn ein Eingreifen des Menschen aus ethischer Sicht zwar verständlich ist, ist es meist nicht zum Besten des Tieres!  Die besten Betreuer für junge Wildtiere sind immer noch die eigenen Eltern.

Aber wie erkennt Tierfreund, ob ein Jungtier tatsächlich in Not ist? „In den meisten Fällen ist das nämlich nicht der Fall“, so Manuela Kleemann, Verantwortliche der Wildtierauffangstation des Görlitzer Tierparks. „Elterntiere halten sich nicht ständig bei ihren Jungen auf. Meist befinden sie sich jedoch in der unmittelbaren Umgebung. Nähert sich ein Mensch, wagen sie sich nicht zu ihrem Nachwuchs.“ Manuela Kleemann rät in solchen Situationen, sich schnellstmöglich vom Fundort zu entfernen.

Fühlen sich die Eltern ungestört, kehren sie auch wieder zurück. Wer sichergehen möchte, dass es dem Jungtier tatsächlich gut geht, kann nach einiger Zeit nachschauen, ob es sich noch immer an derselben Stelle befindet.

Fuchs- und Waschbärwelpen unternehmen übrigens schon relativ früh Ausflüge. Auch wenn sie sehr unbeholfen wirken, sind sie nicht verlassen. Die Mutter sammelt sie wieder ein!

Die Fortpflanzungszeit der Hasen beginnt schon im Januar. Junge Hasen werden im Gegensatz zu Kaninchen nicht in einer Höhle geboren. Sie liegen versteckt in Feldfurchen oder unter niedriger Vegetation. Die Mutter kommt die Jungen nur zwei- bis dreimal täglich säugen.

Im Wald, auf der Wiese oder dem Feld liegt bewegungslos ein Rehkitz? Dann gilt auch hier: schnellstmöglich den Ort verlassen! Die Ricke wird zu ihrem Kitz zurückkommen, sobald der Mensch weg ist. Rehkitze sind sogenannte Ablieger, die bei Gefahr nicht weglaufen, sondern sich ducken und bewegungslos verharren, bis die Gefahr vorüber ist. Fieptöne sind kein Anzeichen für eine aktuelle Qual des Tieres, sondern der Hilferuf an das Muttertier, da sich das Kitz durch die Anwesenheit von Menschen bedroht fühlt.   

Im Wald, Parks oder im Garten sitzen sie und fliegen nicht weg: junge Vögel, die schon ihr Nest verlassen, bevor sie richtig fliegen können. Das ist ganz normal! Die Elternvögel füttern die auf dem Boden herumhüpfenden und bettelnden Jungen weiter. Gerade die wie Wollknäule anmutenden Eulenjunge, die sogenannten Ästlinge werden häufig fälschlicherweise als „aus dem Nest gefallen“ beurteilt und mitgenommen. Auch hier gilt: unbedingt am Fundort belassen.

Wer hier helfen möchte, sollte Hunde und vor allem Katzen von den Jungvögeln fernhalten.

Für diejenigen, die sich zu diesem Thema weiter informieren möchten, hat das sächsische Staatsministerium ein umfassendes Faltblatt entwickelt (https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/11129).

Ansonsten bitte vor dem Einsammeln vermeintlich hilfsbedürftiger Jungtiere zunächst die Wildtierauffangstation des Tierparks unter 0160 90 95 48 00 anrufen und um Einschätzung der Situation bitten. So kann vermeidbares Leid verhindert werden.

junger Waldkauz
Foto: C. Hammer- zoo-goerlitz.de  

Ansprechpartner:
Catrin Hammer
Kuratorin
03581-6693013,
c.hammer@tierpark-goerlitz.de 
0172-2377706